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Evidenzbasiertes Management – die eigenen Fähigkeiten erkennen

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen, die über viele Jahre erfolgreich in ihrem Metier agieren, sind getrieben von der stetigen Weiterentwicklung. Sowohl auf Management-Ebene als auch darunter werden bestehende Prozesse immer wieder hinterfragt und Services sowie Produkte auf aktuelle Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausgerichtet. Auf diese Weise verbessern sich Organisationen kontinuierlich und erreichen die eigenen strategischen Ziele. Agile Arbeitsweisen helfen dabei, das Verbesserungspotenzial an verschiedenen Punkten in der Wertschöpfung zu erkennen und es gezielt anzugehen. Jedoch ist dies nur der Anfang. Um nachhaltig seine strategischen Ziele zu erreichen, ist es essenziell zu verstehen, wo die eigenen Fähigkeiten als Unternehmen liegen. Ein Schlüssel dazu ist das evidenzbasierte Management. Wir sagen dir, worum es sich dabei handelt, wie es funktioniert und was dabei beachtet werden muss. 

Was ist evidenzbasiertes Management? (EBM)

Evidenzbasiertes Management, auch als EBM oder EBMgt bekannt, ist ein Framework, welches Organisationen dabei hilft, die eigenen Fähigkeiten und Werte zu messen, diese gezielt zu verbessern und somit einfacher die strategischen Zielsetzungen zu erreichen. Der Fokus von EBM liegt dabei auf der Steigerung von Unternehmensergebnissen, der Optimierung finanzieller Investitionen und der generellen Reduzierung von Risiken. 

Auf diese Weise wird innerhalb der agilen Organisation eine anpassungsfähige Kultur geschaffen. Diese kreiert selbstständig neue Chancen, welche sie für sich nutzt und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschafft. 

Die Vorteile von evidenzbasiertem Management

Neben bereits erwähnten Vorzügen, wie der Reduzierung von Risiken und der Verbesserung von Geschäftsergebnissen, bietet das EBM-Framework noch einen tiefgründigeren Vorteil: Es reduziert Fehlentscheidungen. Besonders erfahrene Personen in Führungspositionen verlassen sich bei Entscheidungen, aufgrund ihrer vielseitigen Kenntnisse, auf ihr Bauchgefühl. In solchen Momenten ist es schwer zu erkennen, ob das eigene Handeln auf Vorurteilen basiert und dies in der Situation wirklich die richtige Entscheidung ist. Dass so oft auf das eigene Bauchgefühl gehört wird, ist deshalb verständlich. Die heutige Welt ist jedoch komplexer denn je und getrieben von einem ständigen Wandel, der immer schneller zu werden scheint. Klare Entscheidungen oder Bestimmungen zu treffen, wird aufgrund dieser Komplexität und neuer Trends immer schwieriger. Langfristige Planbarkeit und Prognosen? Kaum noch möglich. Evidenzbasiertes Management verlässt sich weder auf das Bauchgefühl, noch auf aktuelle Trends, die die Entscheidungsfindung unwissend negativ beeinflussen können. Vielmehr basieren die Handlungen im Zuge von EBM-Management auf der Grundlage diverser Messungen der eigenen Werte – auf rationaler Ebene. Es werden alle Ergebnisse der Messungen überprüft, die Qualität der Evidenz kritisch hinterfragt und dahin gehend die strategische Organisation ausgerichtet und angepasst. Auf diese Weise wird lineares Denken aufgelöst und ein besserer Umgang mit der dynamischen Welt gefördert. 

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EBM – bessere Entscheidungen mithilfe von vier Key-Value-Areas

Evidenzbasiertes Management beinhaltet vier unterschiedliche Key-Value-Areas, die bei strategischen Entscheidungen behilflich sind. 

  • Der aktuelle Wert (Current Value)

Misst den derzeitigen Mehrwert, der Kundinnen und Kunden durch ein Produkt oder eine Dienstleistung geliefert wird. Beispiel: Eine App, mit der jede Person einfach und schnell Texte vom Englischen ins Deutsche übersetzen lassen kann.

  • Der nicht realisierte Wert (Unrealized Value) 

Misst den Mehrwert, der eintreten kann, wenn alle Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden erfüllt werden. Beispiel: Die Übersetzungsapp kann nicht nur  geschriebene Texte sekundenschnell bearbeiten, sondern auch direkt über eine weitere Funktion das gesprochene Wort in Echtzeit übersetzen. 

  • Die Fähigkeit zur Innovation (Ability-to-Innovate)

Misst die Fähigkeit, neue Features bereitzustellen, die dem Bedarf der Kundinnen und Kunden besser gerechter wird. Beispiel: Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich diese Sprachfunktion in ihrer App. Ist das eigene Unternehmen in der Lage dazu, dieses Feature zu entwickeln? 

  • Time to Market

Misst die Fähigkeit, neue Dienstleistungen, Features und dergleichen schnell bereitzustellen. Beispiel: Die Programmierung der neuen Sprachfunktion ist möglich. Wie schnell lässt sie sich launchen? 

EBM Key Values

Mithilfe dieser Key-Value-Areas ist es dem EBM-Management möglich, klare und messbare Ziele zu formulieren. Auch wenn die vier Bereiche zwischen verschiedenen Organisationen variieren können, so tragen sie bei allen Unternehmen gleichwertig zur Fähigkeit bei, einen echten Geschäftswert zu liefern. 

Wie funktioniert EBM?

In vielen Fällen liegt der Fokus strategischer Ziele in Organisationen auf dem nicht realisierten Wert (UV). Um diesen Wert zu verbessern, muss als Ausgangslage der aktuelle Wert (CV), den das jeweilige Produkt oder die Dienstleistung liefert, verstanden werden. Dafür werden sowohl die Effektivität (A2I) als auch die Reaktionsfähigkeit (T2M) mit einbezogen, um zu erkennen, wo aktuell Verbesserungspotenzial besteht. 

Mit der Experimenten-Schleife den nächsten Schritt gehen

Für den Schritt vom Current Value zum nächsten Unrealized Value ist die Experimenten-Schleife ein geeignetes Tool. Damit lernst du innerhalb von vier Schritten, wo deine Organisation aktuell steht, welche Vorgehensweisen du auf Basis des neu gewonnenen Wissens ableiten kannst und wie du letztlich an das nächste Ziel gelangst. 

  1. Eine Hypothese aufstellen

Im ersten Schritt muss auf Basis der eigenen Erfahrung eine Idee formuliert werden, mit der das nächst angestrebte Organisationsziel erreicht werden kann. Anschließend werden die Messungen bestimmt, mit denen klar wird, ob diese Hypothese erfolgreich umgesetzt wurde. 

  1. Durchführung von Experimenten/ Messungen

Nach der Hypothese folgt die Umsetzung. Es werden die Veränderungen vorgenommen, die laut deiner eigenen Meinung für eine Verbesserung sorgen und anschließend die Daten aus dem Experiment gesammelt. 

  1. Überprüfung der Daten

Die gewonnenen Daten werden ausgewertet und dahin gehend überprüft, ob die Resultate zum gewünschten Ziel geführt haben oder nicht. 

  1. Anpassung von Zielen und Vorgehensweisen

Mithilfe der verschiedenen Resultate aus der Experimenten-Schleife bist du nun in der Lage deine Ziele sowie Verbesserungen anzupassen. Wurden mithilfe der Experimente die angepeilten Ziele erreicht, können neue Ziele definiert werden. Solltest du dank der gewonnenen Daten zur Erkenntnis kommen, dass die Zielsetzungen sowie die Handlungen verändert oder revidiert werden müssen, können diese Maßnahmen ebenfalls vorgenommen werden. Nicht jedes Experiment wird erfolgreich abgeschlossen werden, allerdings ist es wichtig von dieser Situation Erkenntnisse abzuleiten, um trotzdem Mehrwert daraus zu ziehen. Aufgrund äußerer Einflüsse werden in einigen Fällen auch Zielsetzungen und Handlungen auch mal verändert.

Evidenzbasiertes Management in der Praxis

Key-Value-Areas, Hypothesen und Co. klingen ohne wirklichen Praxisbezug sehr kryptisch. Wie sieht evidenzbasiertes Management in der Praxis aus?  

Da EBM vordergründig Organisationen bei der Zielerreichung unterstützt, ist es perfekt dafür geeignet in agile Prozesse integriert und mit anderen Frameworks, wie Scrum oder OKR kombiniert zu werden. Oft ist es gerade diese Haltung, die agile Methoden erst authentisch zum Leben erweckt. Die Verbindungen sind besonders für Product Owner hilfreich, um das jeweilige Produkt an die definierten Unternehmensziele auszurichten. 

Wie stehen EBM, Scrum und OKR zueinander?

Scrum ist ein Projektmanagement-Framework, bei dem sich ein Team aus unterschiedlichen Fachkräften selbst organisiert und flexibel auf kurzfristige Änderungen reagieren kann. Es ist besonders dafür geeignet, komplexe Probleme zu lösen, bei denen die Lösung noch unbekannt ist. Dabei wird stets das Ziel, jedoch nicht der genaue Lösungsweg, festgelegt. 

Unter OKR versteht man eine Strategieumsetzungsmethode, die Kundenzentrierung institutionalisiert und erreichte Kundenmehrwerte messbar macht. Sie setzt sich aus Objectives und Key Results zusammen. Die Objectives sind das Wertversprechen und die Key Results messen, ob das jeweilige Wertversprechen erreicht wurde. Die Objectives finden auf unterschiedlichen Unternehmensebenen ihre Anwendung. Etwa auf Organisationsebene, wo strategische Objectives zum Einsatz kommen oder auch auf Produktebene, wo dahin gehend Produkt-Objectives und entsprechende Key Results ausgearbeitet werden. 

OKRs und EBM

Anhand der verschiedenen OKRs werden Initiativen abgeleitet, die es durchführen gilt, um die jeweiligen Ziele der Teams zu erreichen.

Aus den Key Results der Produktebene können die EBM-Maßnahmen, genauer gesagt die Experimenten-Schleifen, entwickelt werden. Diese konzentrieren sich dabei rein auf das Outcome des jeweiligen Unternehmens. Falls du genauer wissen möchten, worin der Unterschied zwischen Outcome und Output liegt, kannst du dich hier genauer einlesen. Die vom Team durchzuführenden Initiativen bilden die Hypothese der EBM-Experimenten Schleife. Anschließend werden in Scrum Sprints alle EBM-Maßnahmen durchgeführt, in Sprint-Reviews Ergebnisse und Daten ausgewertet und entsprechende Rückschlüsse gezogen, ob die Initiativen dazu beigetragen haben, die definierten OKRs zu erreichen oder ob diese angepasst werden müssen. Auf diese Weise lernt das agile Team stetig dazu und ist auf Basis des neuen Wissens in der Lage, kontinuierlich neue Hypothesen und Experimente aufzustellen.

Evidenzbasiertes Management FAQ

Was ist evidenzbasiertes Management?

Evidenzbasiertes Management ist ein Framework, welches Organisationen dabei hilft, die eigenen Fähigkeiten und Werte zu messen, diese gezielt zu verbessern und somit einfacher die strategischen Zielsetzungen zu erreichen. Der Fokus von EBM liegt auf der Verbesserung von Geschäftsergebnissen, der Optimierung finanzieller Investitionen und der Reduzierung von Risiken. So wird in agilen Organisationen eine anpassungsfähige Kultur geschaffen, die selbstständig neue Chancen kreiert und diese für sich nutzt.

Was sind die Vorteile von evidenzbasiertem Management?

EBM reduziert in erster Linie Fehlentscheidungen. Das Framework verlässt sich weder auf Bauchgefühle noch auf aktuelle Trends, die die Entscheidungsfindung unwissend negativ beeinflussen können. Vielmehr basieren die Entscheidungen im Zuge von EBM-Management auf der Basis diverser Messungen der eigenen Werte. Es werden alle Ergebnisse der Messungen überprüft, die Qualität der Evidenz kritisch hinterfragt und dahin gehend die strategische Organisation ausgerichtet sowie angepasst. 

Wie funktioniert evidenzbasiertes Management?

Oftmals liegt der Fokus strategischer Ziele auf dem nicht realisierten Wert (UV). Um diesen zu verbessern, muss der aktuelle Wert (CV) verstanden werden. Dafür werden sowohl die Effektivität (A2I) als auch die Reaktionsfähigkeit (T2M) mit einbezogen, um zu erkennen, wo aktuell Verbesserungspotenzial besteht. Für die Durchführung von evidenzbasiertem Management hilft die Experimenten-Schleife. Damit lernen Teams innerhalb von vier Schritten, wo das Unternehmen aktuell steht und wie es an das gewünschte Ziel gelangt. Im ersten Schritt wird eine Hypothese aufgestellt und daraufhin Experimente durchgeführt. Die aus den Experimenten gewonnenen Daten werden überprüft und Handlungsempfehlungen evaluiert, ob oder wie Anpassungen an Zielen und Vorgehensweisen vorgenommen werden müssen.

Wie stehen EBM, Scrum und OKR zueinander?

EBM unterstützt Organisationen bei der Zielerreichung, weshalb es perfekt dafür geeignet ist, mit anderen agilen Frameworks, wie Scrum oder OKR kombiniert zu werden. Während sich aus den Key Results die EBM-Maßnahmen ableiten, sind die Initiativen, welche vorgenommen werden müssen, um die in den OKRs definierten Ziele zu erreichen, die Hypothesen der jeweiligen Experimenten-Schleifen. Mithilfe von mehreren Scrum Sprints werden die Hypothesen dann experimentell durchgeführt, die Daten überprüft und finale Konsequenzen bezüglich der Zielsetzungen und Vorgehensweisen gezogen. Anschließend können diese dann angepasst werden.